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Tobias Merckle berichtet bei der Senioren Union Leonberg über die Arbeit mit Straffälligen und Geflüchteten und 2 weiteren Projekten

Tobias Merckle berichtet über die Arbeit mit Straffälligen und Geflüchteten und 2 weiteren Projekten

Seehaus e.V.
Das Seehaus Leonberg hat vor 21 Jahren mit dem Jugendstrafvollzug in freien Formen – damals zusammen mit dem Projekt Chance Creglingen die ersten Einrichtungen des Strafvollzugs in freien Formen in Deutschland. Inzwischen ist die Einrichtung fest etabliert und im Jugendstrafvollzugsgesetz verankert. In Sachsen betreibt Seehaus e.V. einen zweiten Strafvollzug in freien Formen. Hier hat sich auch das Erwachsenenstrafvollzugsgesetzt geändert, so dass dort sowohl Jugendliche als auch Erwachsene bis 27 an dem Programm teilnehmen können. In NRW und in Berlin ist im Koalitionsvertrag vereinbart, dass auch dort ein Jugendstrafvollzug in freien Formen entstehen soll. So macht das Leonberger Modell Schule. Dies ist auch sinnvoll, da unter Experten allgemein bekannt ist, dass große Haftanstalten nicht sinnvoll sind, da die negative Subkultur unter den Insassen mehr Macht hat, je größer und je geschlossener ein Gefängnis ist. Seehaus ist auch Mitglied bei Rescaled, einer europäischen Bewegung für kleine Hafthäuser. Auf deren Anregung hin haben die Justizminister der 27 EU-Länder im Juni alle Mitgliedsstaaten aufgefordert, die Nutzung kleinerer Vollzugseinrichtungen in Erwägung zu ziehen, um die negativen Auswirkungen der Inhaftierung zu begrenzen und eine bessere Betreuung der inhaftierten Personen bei der Rückkehr in die Gesellschaft zu gewährleisten.
Aus dem Strafvollzug in freien Formen heraus haben sich in den letzten 21 Jahren noch viele andere Arbeitszweige entwickelt. Dabei steht alles unter dem Fokus auf „Restorative Justice“, einem anderen Ansatz zur Konfliktaufarbeitung. Im Strafrecht geht es nur um die Täter und was er „im Namen des Volkes“ als Strafe verdient hat. Die Opfer spielen dabei keinerlei Rolle, sie können als Nebenkläger auftreten und werden als Zeuge gehört – und dabei oft nochmals traumatisiert.
Bei Restorative Justice stehen die Bedürfnisse der Opfer und die Verantwortungsübernahme beim Täter im Mittelpunkt.
Dementsprechend hat Seehaus e.V. vor 10 Jahre die erste Opfer- und Traumaberatungsstelle gegründet. Seehaus bietet auch Opferempathietraining, soziale Trainingskurse und Wohngruppenvollzug in verschiedenen Justizvollzugsanstalten an. Ambulante Maßnahmen für straffällige Jugendliche, u.a. durch Täter-Opfer-Ausgleich und begleitete gemeinnützige Arbeit ergänzen das Angebot.
Für Kinder und Jugendliche bestehen Präventionsangebote durch das Protactics-Training. In der Seehaus-Akademie werden Fortbildungen und Schulungen für Ehren- und Hauptamtliche angeboten.
Am Sonntag,  11.00 Uhr beginnt das Seehaus-Fest mit einem Festgottesdienst auf dem Glemseck Parkplatz. Parallel dazu findet ein Kindergottesdienst statt.
Um 14.00 Uhr ist der offizielle Festakt. Der Höhepunkt wird wieder das Theaterstück der jungen Männer sein. Gleichzeitig gibt es Berichte aus den Arbeitsbereichen und ein politisches Gespräch. Den ganzen Tag gibt es Essen und Getränke, Führungen, Vorträge und ein buntes Kinderprogramm. Die letzten Jahre waren um die 1000 Gäste zu Besuch.
seehaus-ev.de/aktuelles/tag-der-offenen-tuer/
www.seehaus.ev.de

Hoffnungshäuser für gelingende Integration
2013 hat Merckle die Hoffnungsträger Stiftung gegründet. Schwerpunkt ist dabei der Bau von Hoffnungshäusern, in denen Deutsche und Geflüchtete zusammenwohnen. Derzeit wird viel über Abschiebung und Abschottung geredet. Laut Merckle ist es richtig, hier aktiv zu werden. Nicht jeder kann zu uns kommen und wer keinerlei Bleibeperspektive hat, solle möglichst schnell abgeschoben werden. In der aktuellen Diskussion spreche aber niemand darüber, wie Integration wirklich gelingen kann. Und darüber müssten wir uns dringend Gedanken machen und dürften die Fehler, die wir immer wieder gemacht haben, nicht wiederholen. Schon als viele Russlanddeutschen nach Deutschland kamen sei der Fehler gewesen, dass wir viele von ihnen in „Ghettos“ untergebracht haben. Trotz idealer Integrationsvoraussetzungen – sie konnten deutsch, hatten die gleichen Werte, die gleiche Religion, haben wir uns dann gewundert, dass viele der Jugendlichen drogenabhängig und kriminell geworden sind. Jetzt würden wir die gleichen Fehler wiederholen – nur mit sehr viel schwierigeren Bedingungen. Wenn 200 Menschen in einer Flüchtlingsunterkunft „zusammengesperrt“ werden, die alle die Sprache noch kaum können, teilweise gar nicht arbeiten dürfen, noch keine Perspektive und kaum Kontakt zu Deutschen haben, müssten wir uns nicht wundern, dass es für sie schwierig ist, sich zu integrieren. Sein Aufruf: Wir müssen ideale Integrationsvoraussetzungen schaffen.
Ein ganz wichtiger Punkt dabei sei der Kontakt mit Deutschen. Daher sollten wir keine Wohnsilos und Ghettos bauen, sondern für eine dezentrale Unterbringung sorgen und Deutsche und Flüchtlinge zusammenbringen.
In den Hoffnungshäusern wohnen jeweils ca. 50% Deutsche und 50% Flüchtlinge zusammen, sie teilen Leben und Glauben und unterstützen sich gegenseitig. Die Deutschen, die dort einziehen, wollen sich ganz bewusst in die Gemeinschaft einbringen. Alle verpflichten sich zu Toleranz und zu Engagement im Zusammenwohnen. So sei es möglich, dass aus Fremden Freunde werden. Integration könne so gelingen.
Gleichzeitig sei wichtig, dass Geflüchtete von Anfang an arbeiten dürfen und bürokratische Hürden auch für Arbeitgeber abgeschafft würden.
hoffnungstraeger.de/was-wir-machen/hoffnungshaus/

Versöhnungsprojekte im Ausland
Die Hoffnungsträger Stiftung unterstützt auch Partnerorganisationen im Ausland. Ein Schwerpunkt ist dabei Kolumbien. Nach über 60 Jahren Krieg braucht das Land Frieden und Versöhnung. So unterstützt Hoffnungsträger die Partnerorganisation Prison Fellowship Kolumbien in verschiedenen Versöhnungsprojekten. In den „Dörfern der Versöhnung“ nehmen Opfer und Täter des bewaffneten Konflikts an dem Programm Opfer und Täter im Gespräch teil und arbeiten dann gemeinsam, um zerstörte Infrastruktur in ihren Dörfern wieder aufzubauen. Derzeit entsteht ein Aufforstungsprojekt, um Opfern und Tätern Arbeit und Perspektive zu geben. Der jetzige Präsident Kolumbiens Gustavo Petro will einen Friedensvertrag mit allen bewaffneten Gruppen abschließen. In diesem Zusammenhang wurden 10 Mitglieder der größten aktiven Guerilla-Organisation ELN aus dem Gefängnis entlassen und werden von Prison Fellowship in den Bereichen Bau, Landwirtschaft und Restorative Justice ausgebildet. Im Gefängnis in Itagüi führt Prison Fellowship ein Diplom in Restorative Justice mit den Bandenchefs der Metropolregion Medellins durch, also sozusagen mit den Nachfolgern von Pablo Escobar. Im zweiten Schritt sollen dann Begegnungen mit den Opfern und Wiedergutmachung stattfinden.
hoffnungstraeger.de/was-wir-machen/resozialisierung-und-versoehnung/kolumbien/

 

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