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Der Eichenwald im Winde rauscht

Nikolaus Lenau und der schwäbische Dichterkreis
Dr.Eberhard Pflüger, Karin Hoffmeister, Swen Menzel

Am Dienstag, 15.November 2016 war die Schauspielerin Karin Hoffmeister zu Gast bei der Senioren Union Leonberg

Nikolaus Niembsch, Edler von Strehlenau, der sich später Nikolaus Lenau nannte wurde 1802 in Csatád bei Temesvár im damaligen Österreich-Ungarn geboren.
Die ersten 16 Jahre verbrachte er u.a. in Pest und Tokaj in recht ärmlichen Verhältnissen; bis er zu den Großeltern väterlicherseits nach Stockerau bei Wien kam, um eine angemessene Erziehung zu erhalten. Sein Umfeld war eher deutsch, doch die vielen Eindrücke die er von dem Leben der einfachen Leute erhalten hatte, die Musik der Zigeuner und die Weite der Puszta hinterließen tiefe Spuren, die sich in vielen seiner Werke widerspiegeln. Schon früh begann er Gedichte zu schreiben. Der melancholische Poet wurde zu einer der profiliertesten Persönlichkeiten seiner Zeit. 1831 erschien er bei Gustav Schwab, dem einflussreichen Redakteur von Cottas „Morgenblatt“ und Mitherausgeber des „Musenalmanach“, um sich bei ihm nach einem von ihm eingereichten Manuskript zu erkundigen. Durch ihn bekam Lenau Kontakt zum schwäbischen Dichterkreis, dessen Zentrum das Haus von Justinus Kerner in Weinsberg war.

Kerner, Arzt, Poet und Wissenschaftler, geb. 1786 in Ludwigsburg, Ludwig Uhland, Dichter, Jurist und Politiker, geb 1787 in Tübingen, Karl Mayer, Advokat und Assessor im Staatsdienst, geb. 1786 in Bischofsheim und Gustav Schwab, geb. 1792 in Stuttgart, der ursprünglich Theologie und klassische Philosophie studierte wurden bereits während ihrer Studienzeit enge Freunde. Um sie sammelte sich eine Gruppe literarisch interessierter Kommilitonen und bildeten den ersten „Tübinger Romantika Kreis“. Durch Schwabs Vermittlung kamen dann Nikolaus Lenau und der 1801 geborene Graf Alexander von Württemberg dazu.

Schwab wurde zum bekannten Autor, Herausgeber, Literaturkritiker, Übersetzer und Förderer vieler junger Talente.

Leider sind von den meisten aus dieser Runde nur noch wenige Werke bekannt oder sogar völlig in Vergessenheit geraten. Bei dem allseits beliebten, weltoffenen Graf Alexander trafen sich ebenfalls auf seinem Landgut Serach bei Esslingen viele literarisch Interessierte und bekannte Persönlichkeiten. Auch er schrieb Gedichte in denen er oft eigene Erlebnisse und Natureindrücke verarbeitete.

Justinus Kerner hatte am 20. Geburtstag von Ludwig Uhland seine große Liebe und spätere Frau Friederike Ehmann kennen gelernt, von allen geliebt, geachtet und verehrt, war das „Rickele“ wie sie genannte wurde, die Seele des Kernerhauses. Theobald Kerner, der 1817 geb. Sohn beschrieb später in seinem Buch „Das Kernerhaus und seine Gäste“ sehr anschaulich die vielen Besucher und die Atmosphäre die dort herrschte. Auch er wurde Arzt und Schriftsteller und führte die Arbeiten und das Haus in Weinsberg im Sinne seines Vaters weiter.

Zu den häufigen Gästen gehörte, besonders während seiner Zeit in Cleversulzbach, der 1804 in Ludwigsburg geb. Eduard Mörike, über dessen Besuch sich immer alle freuten, besonders wenn er ein neues Gedicht mitbrachte.

Für alle war es in jeder Hinsicht eine fruchtbare Zeit; und es ist sehr bedauerlich, dass in unserem heutigen Bildungssystem kein Platz mehr für unser reiches kulturelles Erbe vorhanden ist.

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