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Besichtigung der Vergärungsanlage des Landkreises Böblingen - Innovative Bioabfallverarbeitung im Landkreis Böblingen

Mitglieder der Senioren Union Kreis Böblingen begaben sich am 2. Mai 2018 zum Leonberger Frauenkreuz, um sich vor Ort über die Vergärungsanlage zu informieren

Bei Kaffee und Gebäck erklärte Herr Ugur Cakir, der für die Vergärungsanlage zuständige Fachingenieur des Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB), zunächst die einzelnen Stationen, von der Anlieferung des Biomülls bis zu den Endprodukten: Gas, Strom und Kompost.

Zuerst wurde auf dem Gelände der heutigen Vergärungsanlage 1994 ein Kompostwerk erbaut, in dem Bioabfälle aus Haushalten kompostiert wurden. Im Landkreis Böblingen wurde schon damals die Biotonne flächendeckend eingeführt. Bundesweit ist diese Getrenntsammlung erst seit 2015 Pflicht.

Ab 2004 erfolgte der Umbau des Werkes in die Vergärungsanlage. Anhand von Schautafeln erklärte Herr Cakir die einzelnen Stationen die der Biomüll durchläuft.

Im Gärturm (Fermenter) findet eine anaerobe Vergärung in einem zylinderförmigen geschlossenen Stahlbehälter bei 48 – 55 °C statt.

Mittlerweile werden in der Vergärungsanlage jährlich rund 35.000 Tonnen biologische Abfälle verarbeitet. Die Vergärungsanlage trägt mit der Erzeugung von rund 8 Millionen Kilowattstunden Strom jährlich zur Schonung von Ressourcen bei. „Das entspricht einem jährlichen Strombedarf von mehr als 6.957 Personen. Der Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist; die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme unterstützt die Beheizung des Gärreaktors und die Trocknung der Gärreste.

Inzwischen wird aus den Gärresten ein zu 100 Prozent hygienisierter Qualitätskompost hergestellt, der hervorragend als Dünger und Bodenverbesserer in den Gärten eingesetzt werden kann. Im hygienisierten Qualitätskompost findet sich nicht einmal mehr Löwenzahnsamen bestätigte Herr Cakir auf Nachfrage.

Bei der Diskussion konnten die ehemaligen Kreisräte Brigitte Schick und Hanskarl Schurer, die die Entwicklung der Vergärungsanlage in ihrer aktiven Zeit begleitet hatten, fachkundige Fragen stellen. Besonders interessierten sie sich für die Wirtschaftlichkeit und die Kapazität der Stromerzeugung. Die Vergärungsanlage soll in nächster Zeit um 20.000 Tonnen im Jahr erweitert werden. Dazu liefern demnächst die Landkreise Esslingen und Enz Kreis ihren Biomüll in die Vergärungsanlage. Damit wird der Stromertrag nochmals um nahezu das 50 % erhöht werden, so die Antwort von Herrn Ingenieur Cakir.

Nach der Theorie traten wir den Rundgang an.

Auf dem Gelände der Vergärungsanlage hält der Betriebsleiter ca 10 Katzen, die sorgen dafür, dass es trotz des Biomülls keine Ratten gibt.

Störstoffe sind das große Problem bei der Verarbeitung des angelieferten Biomülls
Schon an den Boxen in die der Biomüll tageweise angeliefert wird fallen Abfälle auf, die dort nichts zu suchen haben. Wenig später wird uns ein Container gezeigt mit groben „Störstoffen“ s. Foto. Besonders schlimm seien Gegenstände aus Hartplastik, Eisen und Knochen, die, wenn sie in die Fortbewegungs-Schrauben gelangen, oft die gesamte Anlage zum Stehen bringen. Es ist äußerst mühsam diese wieder zu entfernen. Bei den nächsten Stoff-Förderern und-Trennern werden die kleineren Störstoffe ausgeworfen s. Foto. Dabei fallen u.a. Plastiktüten auf, auch solche, die als „biologisch abbaubare Kunststoff-Müllbeutel“ verkauft werden. Sie vergären aber nicht.

Die Störstoffe werden über Förderbänder in Container gebracht und nach dem Transport in das Restmüllheizkraftwerk (RMHK) Böblingen dort verbrannt, Metalle werden als Schrott entsorgt)

In der Pressemitteilung des AWB vom 21. März 2016 heißt es:

Rote Karte für Störstoffe im Biomüll - Abfallwirtschaftsbetrieb lässt ab April 2016 falsch befüllte Biotonnen stehen

Durch Störstoffe im Biomüll entsteht beim Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises(AWB) ein wirtschaftlicher Schaden.

Die Müllabfuhr lässt deshalb ab Anfang April 2016 alle Biotonnen, in denen bei der Leerung Störstoffe festgestellt werden, mit dem gesamten Inhalt stehen. Diese erhalten einen roten Aufkleber mit dem Hinweis ‚Leider konnten wir Ihre Biotonne nicht leeren‘. Dafür wurden extra Detektionsgeräte in bestimmte Fahrzeuge installiert.

Eine Analyse des in der Vergärungsanlage Leonberg angelieferten Biomülls habe ergeben, dass besonders in größeren Städten/Gemeinden, darunter Leonberg, Sindelfingen, Maichingen und Holzgerlingen und in Wohnanlagen die Biotonnen vielfach mit Abfällen befüllt werden, die dort nicht hineingehören. „In der Vergärungsanlage können solche Störstoffe Schaden an den Maschinen hervorrufen, in jedem Fall müssen sie als Restmüll aufwendig und teuer entsorgt werden“, erklärt Wolfgang Bagin, Werkleiter des AWB.

So seien im Zeitraum von Oktober 2015 bis März 2016 insgesamt deutlich über 1.000 Biotonnen mit Störstoffen erfasst worden - im Schnitt 10 pro Tag - die nicht nur mit biologischen Abfällen aus Küche und Garten gefüllt sind. Restmüll oder Plastikabfälle machen den größten Anteil an den Störstoffen aus. Bezogen auf die über 65.000 Biotonnen im Landkreis handele es sich um nur wenige Ausnahmen. „Diese kosten uns jedoch eine Menge Geld, derzeit belaufen sich die Entsorgungskosten der Störstoffe auf bis zu 200.000 Euro pro Jahr“.

Das Detektionsgerät speichert die Daten der beanstandeten Biotonnen und übermittelt diese elektronisch direkt vom LKW an den AWB. Betroffene Biotonnen-Nutzer haben dann mehrere Möglichkeiten, ihre Biotonne zu leeren: Sie sortieren Plastikbeutel, Restmüll oder Metalle selbst aus und stellen die Biotonne zur nächsten Biomüllabfuhr wieder bereit. Oder sie kaufen eine Sonderbanderole und stellen die Biotonne zur nächsten Restmüllabfuhr bereit. Die Sonderbanderole für 120 Liter-Tonnen kostet 7,50 Euro, die für 240 Liter-Tonnen 12,70 Euro. In dringenden Fällen können die Betroffenen schriftlich eine kostenpflichtige Sonderleerung beantragen. Die zusätzliche Sonderleerung kostet 30 Euro.

 Text z.T. aus www.lrabb.de/,Lde/start/Service+_+Verwaltung/Vergaerungsanlage+Leonberg.html

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