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Bemerkungen zur aktuellen Bildungspolitik

Klaus Nowotzin, ehem. stv. Landesvorsitzender des Philologenverbandes BW, Schulleiter des Albert Schweitzer Gymnasiums in Leonberg, zu Besuch bei der Senioren Union Leonberg

Am 21. Februar. 2017 versammelten sich Mitglieder und Interessierte bei Rath Catering in der Breslauer Straße 5, in Leonberg-Ramtel; zwar nicht  mehr unmittelbar betroffen, wollten sich die Anwesenden über die aktuelle Bildungspolitik informieren.

Klaus Nowotzin war 16 Jahre lang im Vorstand des Philologenverbandes BW, der Berufsvertretung der Gymnasiallehrer, zunächst als Bildungsreferent und die letzten acht Jahre als stellvertretender Landesvorsitzender. Als Vater von zwei Kindern erlebte er Schule auch aus der Elternperspektive.

Bis 2011 belegte das Land Baden-Württemberg  bei bundesdeutschen Rankings zusammen mit Bayern, Sachsen und Thüringen stets einen der vorderen Plätze. Dies wurde nach dem Regierungswechsel auch von den Kultusministern der grün-roten Landesregierung anerkannt, trotzdem wurde Handlungsbedarf gesehen: In Sachen Chancengerechtigkeit und Eingliederung von Migranten rückte man von der rein leistungsorientierten Linie ab, zugunsten der sozialen Komponente.

Während bisher Leistungswille, Durchhaltevermögen und Motivation die Arbeitshaltung bestimmten, wurde eine neue Schulart, die Gemeinschaftsschule, eingeführt. Hier sollten alle Schüler zusammen unterrichtet werden, sie sollten voneinander profitieren. Heterogenität und Individualität rückten in den Mittelpunkt; der Lehrer wird zum Lernbegleiter: Er gibt nur noch einen Impuls, danach lernen die Schüler in eigener Geschwindigkeit. Es gibt Aufgaben- und Korrekturblätter, auf drei verschiedenen Levels. In Lern-Ateliers sollen die Schüler sich den Lernstoff erarbeiten.

Dem stellt Klaus Nowotzin die Klassengemeinschaft gegenüber, in der alle Schüler die Lerninhalte verstehen, alle das Ziel erreichen sollen. Vom Diskutieren in der Klassengemeinschafft mit allen Schülern profitieren diese. Auch hier gibt es nicht nur Frontalunterricht, Gruppen-, Partner- und Stillarbeit werden ebenfalls praktiziert.

Das Menschenbild, das der grün-roten Bildungspolitik zugrunde liegt, besagt, dass alle Schüler begabbar seien, wenn man nur die äußeren Bedingungen verändert und alle Hindernisse wegräumt. Hingegen geht man von der Unterschiedlichkeit der Schülerschaft bei einem mehrgliedrigen Schulsystem aus.

Klaus Nowotzin geht auf die Auswirkungen im derzeitigen Schulsystem ein. Die Gesamtschulen wurden gefördert, in der Region Böblingen wurden Gemeinschaftsschulen entgegen der Zielvorgabe von 40 Schülern bei einer Neugründung mit 30, 32 und 38 Anmeldungen gegründet, d.h. dass die Klassenstärke zwischen 15 und 19 Schülerinnen und Schülern lag, während z.B. bei Gymnasien strikt auf den Klassenteiler 30 geachtet wurde, was zum Teil dazu führte, dass Schülerinnen und Schüler nicht das Gymnasium besuchen konnten, bei dem sie sich angemeldet hatten.

Die grün-rote Regierung hatte beabsichtigt, einen Einheitslehrer bis zur Sekundarstufe I auszubilden. Für die Gymnasien hält der Referent zuerst ein Fachstudium an einer Universität mit einem anschließenden Referendariat für unerlässlich.

Nach Abschaffung der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung hat sich die Quote der Sitzenbleiber in den Klassen 5 und 6 erhöht, die Übergangsquote liegt bei 42%.
Eine neue Regelung der grün-schwarzen Regierung sieht vor, dass die Grundschulempfehlung bei den weiterführenden Schulen wenigstens wieder vorgelegt werden muss.

Klaus Nowotzin spricht sich dafür aus, dass nach den vielen Änderungen im Schulsystem der leistungsorientierte Unterricht und die Persönlichkeit des Lehrers wieder in den Mittelpunkt rücken müssen.

Mit großem Interesse lauschten die Zuhörer den Ausführungen des Referenten. Es schloss sich eine lebhafte Diskussion an. Man ist bestrebt, das Bildungsniveau wieder auf den früheren Stand anzuheben und von weiteren Änderungen am äußeren Rahmen abzusehen.

Text: Monika Karsunky

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